Was ist eigentlich Arbeit? Lange Zeit wurde reproduktive Arbeit und Sorgearbeit bei der Beantwortung dieser Frage außer Acht gelassen, dabei haben sie so häufig mit Kinderrechten zu tun! Die meisten Menschen verstehen heute Arbeit als Erwerbsarbeit. Auch ich muss mit meiner Arbeit Geld verdienen (ich bin noch keine*r Mäzenat begegnet), doch gehen viele meiner Arbeiten darüber hinaus. Schlussendlich stelle ich mir immer wieder die Frage, wie ich zwischen meinen erwerbsmäßigen, ehrenamtlichen und reproduktiven Arbeiten eine gesunde Balance herstellen kann.

Heute…

arbeite ich an der Schnittstelle von Theorie und Praxis der Kinderrechte, derzeit auf Selbständigen-Basis.

Nachdem ich Diplom-Sozialpädagogik an der FH Köln studiert und einige Jahre Berufserfahrung im Gepäck hatte, entschied ich mich für den weiterbildenden European Master of Children’s Rights, den ich im Pionierjahrgang 2008 noch an der FU-Berlin (jetzt MA Childhood Studies and Children’s Rights an der FH Potsdam) abschloss. In jenem Studiengang wurde ich umgehend als Dozent eingestellt und bin dort heute noch tätig.

Zwischen 2009 und 2020 war ich beim Berliner Jugendhilfeträger Kompaxx e.V. in der Funktion des allerersten Kinderrechts-Beauftragten direkt in der Jugendhilfe angestellt. Ich bildete beispielsweise Fachkräfte fort, baute Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren gemeinsam mit Adressat*innen und Kolleg*innen auf oder führte Empowerment-Projekte mit Kindern und Jugendlichen durch. Letztere gestalteten wir nach dem Peer-Mentoring-Prinzip, das heißt dass etwa Gleichaltrige sich gegenseitig über ihre Rechte aufklären und die Erwachsenen als Unterstützung im Hintergrund blieben. In einem anderen Teil meiner Stelle war ich mit der Ausführung von Jugendhilfeleistungen beauftragt. So konnte ich als Fachkraft einen alltags- und lebensweltorientierten Einblick beispielweise in den Bereichen Familienhilfe, betreutes Jugendwohnen, begleiteter Umgang, Clearing oder Einzelfallhilfe gewinnen. Später steuerte und verbesserte ich auch als ausgebilderter Wirkungsqualitäts-Beauftragter die kinderrechtliche Qualität der Angebote auf Basis der Wirkungsorientierung. Bei Kompaxx führe ich bis heute regelmäßige Kinderrechte-Fortbildungen durch.

Ich habe 2005 den gemeinnützigen Verein ProNATs e.V. zur Stärkung der Rechte von Kindern und Jugendlichen mitgegründet, wo ich seit dem im Vorstand bin. Der ehrenamtliche Verein setzt sich für die Rechte insbesondere von arbeitenden Kindern weltweit ein. Wir pflegen Kontakte zu den Bewegungen arbeitender Kinder in Afrika, Asien und Lateinamerika, setzen uns politisch für sie ein und machen Bildungsangebote zum Thema in Deutschland. Im Auftrag von ProNATs habe ich beispielsweise mehrere internationale Treffen begleitet.

Seit 2018 bin ich im Beirat der National Coalition für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland aktiv. Der Beirat besteht aus Expert*innen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, die fachlich mit den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen vertraut sind. Er ist beratend und empfehlend tätig.

Nebenbei schreibe ich gerne wissenschaftliche und essayistische Artikel, hauptsächlich im Bereich der Kindheitssoziologie oder zu aktuellen Projekten und Forschungen. Zudem sollte die Verantwortung als Vater für ein Kind nicht unerwähnt bleiben, auch wenn diese mir fast immer eine Freude bereitet.

Früher…

führte mich mein Lebensweg über viele Stationen: >> ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung >> ein Heim für Kinder und Jugendliche mit sogenannten „Verhaltensauffälligkeiten“ >> ein Internat für Kinder mit Zerebralparese >> eine Nachsorgeeinrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung >> Schulsozialarbeit an einer Grundschule >> Nachtdienste in einer Jungenwohngruppe und >> Englischunterricht an einer Japanischen Internationalen Schule.

Ich habe nicht lange gebraucht, um herauszufinden worauf ich meinen Fokus legen möchte: auf das Stärken der Stellung von Kindern und Jugendlichen! Mich hat das Thema schon lange begleitet: Meine Abiturarbeit handelte von der freien Alternativschule Summerhill, meine Diplomarbeit handelte von Chancen und Grenzen von Empowerment bei den Bewegungen arbeitender Kinder und meine Masterarbeit handelte von der Partizipation von jungen Geflüchteten.