Ziel: Sensibilisierung für das eigene Konfliktverhalten
Zielgruppe: Junge Menschen (ab etwa 8 Jahren), eine gerade Anzahl an Personen
Voraussetzungen/Barrieren: Sprachkenntnisse, Mobilität, Kraft
Zeitrahmen: 10 Minuten (inkl. Auswertung)
Materialien: Gummibärchen (am Besten vegan und halāl), Blätter und Stifte für alle Teilnehmende, ggf. Stoppuhr, ggf. Orange und Messer
Quelle: Bund für Soziale Verteidigung/Kölner Trainingskollektiv für gewaltfreie Aktion und kreative Konfliktlösung. In: Heike Blum & Detlef Beck (2003): Wege aus der Gewalt – Trainingshandbuch für MultiplikatorInnen in der Jugendarbeit. Arbeitshilfen für Selbsthilfe- und Bürgerinitiativen Nr. 22. Bonn: Verlag Stiftung Mitarbeit. Online: https://www.buergergesellschaft.de/praxishilfen/konfliktloesung/uebungen-trainingselemente/gummibaerchen-armdruecken


Vorbereitung:

Tische mit Stühlen im Raum so aufstellen, dass sich zwei Teilnehmer*innen gegenüber sitzen können. Wenn die Teilnehmenden in den Raum kommen, werden sie gebeten, für die Durchführung der Übung ab sofort nicht mehr zu sprechen. Die einfache Übung, die auf dem bekannten Sport des Armdrückens basiert, wird erklärt. Eine Stoppuhr unterstreicht die »Ernsthaftigkeit« des Vorhabens.

Ablauf:

Schritt 1: Teilnehmer*innen bilden gleich starke Paare. Alle Teilnehmer*innen werden gebeten, sich eine möglichst gleich starke Partner*in zu suchen und sich gegenüber an die Tische zu setzen. Weiter wird erklärt, dass die Übung auf dem bekannten »Sport« des Armdrückens beruht. Falls einige das Armdrücken nicht kennen, ist es kurz zu demonstrieren.

Schritt 2: Armdrücken. Alle Teilnehmer*innen bekommen nun 60 Sekunden Zeit. Immer wenn es jemanden gelingt, die Hand des anderen nach unten auf den Tisch zu drücken, wird dies mit einem Gummibärchen belohnt. Ziel ist es, so viele Gummibärchen wie möglich zu bekommen. Auf ein Startzeichen der Moderation geht es los. Nach 60 Sekunden werden die Anstrengungen der Teilnehmer*innen gestoppt. Bei großen Gruppen werden die Gewinne erst einmal auf Zettel vermerkt und am Ende die Gummibärchen ausgehändigt.

Schritt 3: Gewinnauszahlung. Jede*r Teilnehmer*in wird befragt, wie viele Gummibärchen sie* oder er* erkämpft hat. Die Gummibärchen werden sofort ausgezahlt. In aller Regel bewegen sich die Gewinne zwischen 2 und 10 Gummibärchen pro Teilnehmer*in. Nur selten kommen die Teilnehmenden direkt auf eine kooperative Win-Win-Strategie – vor allem, solange sich alle wirklich ans Schweigegebot halten.

Schritt 4: Demonstration einer kooperativen Win-Win-Strategie. Anschließend wird demonstriert, wie das Ziel, sehr viele Gummibärchen zu bekommen, schnell und einfach erreicht werden kann. Die Moderation setzt sich einer Teilnehmenden gegenüber. Diese drücken, so schnell sie können, gegenseitig ihre Hand auf den Tisch. Das geht schnell, wenn von den Partner*innen kein Gegendruck entfaltet wird.

Schritt 5: Vorstellung der Idee der konstruktiven Konfliktlösung (Konfliktdiagramm). Danach kann die »Idee der konstruktiven Konfliktlösung« vorgestellt werden, indem am Beispiel des Streits zweier Geschwister um eine Orange verschiedene Konfliktlösungswege aufgezeigt werden.

Die Geschichte: Streit um eine Orange.
Zwei Geschwister streiten sich um eine Orange, die sie beide haben wollen. Schließlich kommen sie überein, die Frucht zu halbieren. Die Schwester nimmt nun ihre Hälfte, isst das Fruchtfleisch und wirft die Schale weg. Der Bruder wirft stattdessen das Innere weg und benutzt die Schale, weil er damit einen Kuchen backen will. Die verschiedenen Wege, diesen Konflikt zu lösen, können anhand nachfolgender Darstellung auf einer Wandzeitung demonstriert werden. Ergänzend oder alternativ ist es auch möglich, das Konfliktdiagramm vorzustellen.

Verschiedene Wege, einen Konflikt zu lösen:

  • Weg des Haifisches
    Denken: Ich will ein möglichst großes Stück vom Kuchen und setze alle mir möglichen Mittel ein, um es zu bekommen – was die oder der andere will, ist mir egal. Ich nehme keine Rücksicht
    Wer bekommt was? Ein Geschwisterteil bekommt die Apfelsine. Das andere Geschwisterteil geht leer aus.
    Bedeutung: Eine*r gewinnt, die andere verliert.
  • Weg der Schildkröte
    Denken: Ich will keinen Streit. Ich lasse mich auf keine Auseinandersetzung ein. Ich gehe dem Streit am liebsten aus dem Weg.
    Wer bekommt was? Wenn beide Geschwister so denken, bekommt keiner die Apfelsine.
    Bedeutung: Beide verlieren.
  • Weg des Fuchses
    Denken: Wenn ich etwas hergebe und der andere auch, dann bekommen wir beide etwas und es gibt auch keinen Streit. Wir müssen beide nachgeben.
    Wer bekommt was? Die Apfelsine wird geteilt. Beide Geschwister bekommen eine halbe Apfelsine.
    Bedeutung: Beide gewinnen etwas, beide verlieren etwas (Kompromiss).
  • Weg des Teddybärs
    Denken: Ich streite mich doch nicht um so eine Kleinigkeit. Ich verzichte einfach, der Klügere gibt schließlich nach.
    Wer bekommt was? Das eine Geschwisterteil bekommt die Apfelsine. Das andere Geschwisterteil verzichtet.
    Bedeutung: Eine*r gewinnt, die andere verliert.
  • Weg der Eule
    Denken: Ich will möglichst viel bekommen, aber ich will auch, dass der oder die Andere möglichst viel bekommt. Wir suchen gemeinsam danach, wie wir das Problem lösen können.
    Wer bekommt was? Ein Geschwisterteil bekommt das Fruchtfleisch, weil es ein Glas Saft trinken will. Das andere Geschwisterteil bekommt die Schale, weil es einen Kuchen backen will und die Schale für das Aroma braucht.
    Bedeutung: Beide gewinnen.