Felder der Kinder- und Jugendbeteiligung in Jugendhilfeeinrichtungen

Ziel: Erkundung, in welchen Feldern der Einrichtung umfassende und qualitative Beteiligungsstrukturen existieren und eine nachhaltige Beteiligungskultur gelebt wird, beziehungsweise wo diese verbessert werden kann.
Zielgruppe: Fachkräfte und junge Menschen (ab etwa 10 Jahren), die in einer Jugendhilfeeinrichtung arbeiten/wohnen
Voraussetzungen/Barrieren: Sprachkenntnisse
Zeitrahmen: 60 – 90 Minuten
Materialien & Vorbereitung: Eine Auswahl der Fragen (mit ihren zugehörigen Skalen) werden auf zwei Flipcharts aufgezeichnet (eine Flipchart für junge Menschen, eine Flipchart für Fachkräfte); jede Teilnehmende erhält Klebepunkte entsprechend der Anzahl der Fragen.
PDF-Download: selbstreflexive-checkliste.pdf
Quelle: Philip Meade, Stand: 20.11.2019


Ablauf:

Ob sich Kinder und Jugendliche in einer Jugendhilfeeinrichtung beteiligt fühlen oder nicht, lässt sich nur mit ihnen gemeinsam herausfinden. Auf Grundlage einiger der unten aufgeführten 30 Fragen (auch als PDF-Download) aus sechs Feldern bewerten junge Menschen und Fachkräfte getrennt voneinander die Beteiligungsqualität ihrer Einrichtung entlang den Skalen. Selten werden diese (suggestiven) Fragen eindeutig mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können. Es entsteht eine Diskussion unter Fachkräften und jungen Menschen über Dissonanzen in den Einschätzungen und Herausforderungen für die Einrichtung. Aus der Methode können Impulse hervorgehen, um die Beteiligungsqualität zu verbessern.


30 (selbst)reflexive Fragen für Mitarbeiter*innen von Jugendhilfeeinrichtungen

Konzeptionelle Ebene:

1. Kommt Beteiligung in unserem Leitbild vor?
(Wurde dieses Leitbild unter Beteiligung von Mitarbeiter*innen oder gar Kindern und Jugendlichen erstellt?)

nein <<———-+———->> ja

2. Richten sich unsere Konzepte bereichsübergreifend an Beteiligung aus?
(Erkennen wir Kinder und Jugendliche darin nicht nur als Träger von Bedürfnissen, sondern ebenso von Rechten? Wird Beteiligung als Querschnittsaufgabe wahrgenommen?)

nein <<———-+———->> ja

3. Thematisieren wir Beteiligung in unserer ständigen Qualitätsentwicklung?
(Haben wir z.B. Qualitätszirkel und Qualitätshandbücher zum Thema? Gibt es nicht nur einen Kinderschutz-, sondern auch einen Kinderrechts- und/oder Partizipations-Beauftragten?)

nein <<———-+———->> ja

4. Wird Beteiligung inklusiv und vielfaltsorientiert gedacht?
(Gibt es z.B. barrierefreien Zugang zu den Einrichtungen und Treffpunkten? Werden bestimmte kognitive oder rhetorische Kompetenzen vorausgesetzt? Gibt es ausreichend Dolmetscher*innen?)

nein <<———-+———->> ja

5. Begreifen wir unsere Einrichtung als lernende Organisation?
(Stehen wir „Fehlern“ freundlich gegenüber und sehen z.B. Beschwerden als „kostenlosen Beitrag zur Qualitätsentwicklung“ an?)

nein <<———-+———->> ja

Aufnahmeprozess:

6. Klären wir Kinder und Jugendliche bei Erstkontakt mit unserer Einrichtung über die Kinder- und Jugendhilfe sowie über ihre Rechte auf?
(Sind auch später kontinuierliche Beratungsmöglichkeiten vorhanden? Gibt es gar Peer-Beratung der Kinder und Jugendlichen selber?)

nein <<———-+———->> ja

7. Haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Einrichtungen zu wählen und ggf. zu hospitieren?
(Lernen sie ihre künftigen Mitbewohner*innen vorab kennen? Wie wird das Wunsch- und Wahlrecht umgesetzt?)

nein <<———-+———->> ja

8. Wissen Kinder und Jugendliche, dass sie zu Gesprächen eine Vertrauensperson/einen Beistand mitbringen dürfen?
(Kann ihre Vertrauensperson beim Einzug behilflich sein, vielleicht sogar die erste Nacht bleiben?)

nein <<———-+———->> ja

9. Verteilen wir Materialien über Kinderrechte und Beteiligung (z.B. einen Willkommensordner mit Rechtekatalog)?
(Sind diese in einer altersgerechten Sprache, ggf. Fremdsprache, geschrieben? Haben wir sie zusammen mit den Kindern und Jugendlichen entwickelt?)

nein <<———-+———->> ja

10. Haben Kinder und Jugendliche Möglichkeiten, Lebensräume mitzugestalten?
(Dürfen sie ihr Zimmer nach ihrem Geschmack einrichten? Haben sie bei der Erstellung von Regeln in der Einrichtung mitgewirkt?)

nein <<———-+———->> ja

Hilfeplanung und -prozess:

11. Wirkt die Gesprächsatmosphäre auch für Kinder und Jugendliche einladend?
(Wurden sie persönlich eingeladen? Ist der Raum altersadäquat eingerichtet? Gibt es die Möglichkeit, Pausen einzulegen oder Themen zu vertagen?)

nein <<———-+———->> ja

12. Haben Kinder und Jugendliche den Sinn und Zweck der Hilfeplanung verstanden?
(Wissen sie welche Rolle sämtliche Fachkräfte im Raum haben? Wird eine altersgerechte Sprache verwendet und werden Fachwörter erklärt?)

nein <<———-+———->> ja

13. Bereiten wir Kinder und Jugendliche auf die Hilfeplanung vor?
(Gibt es Treffen vorab, damit sie Gelegenheit haben, sich Gedanken über ihre Ziele zu machen? Wird ihnen der Hilfeplan lediglich vorgelesen oder können sie Ziele selber formulieren und finden ihre Sichtweisen wieder?)

nein <<———-+———->> ja

14. Werden Kinder und Jugendliche direkt angesprochen oder reden Eltern und Fachkräfte über ihre Köpfe hinweg?
(Erhalten sie Gelegenheit, für sie spannende, nicht defizitorientierte Themen einzubringen? Stellen Erwachsene neutrale, offene Fragen und bieten Erzählimpulse?)

nein <<———-+———->> ja

15. Erfassen wir in Berichtsrastern und Kinderschutzbögen die Sichtweisen und Eigenressourcen der Kinder und Jugendlichen?
(Haben sie Gelegenheit, die Interpretationen der Fachkräfte zu kommentieren? Werden Berichte ggf. in ihre Herkunftssprache rückübersetzt?)

nein <<———-+———->> ja

Haltung der Mitarbeiter*innen:

16. Stehen wir als Mitarbeiter*innen in unserer pädagogischen Haltung Beteiligung wohlwollend gegenüber?
(Sind Erwachsene kritikfähig und verhandlungsbereit? Vertrauen wir Kindern und Jugendlichen und übertragen wir ihnen Verantwortung auch wenn sie gelegentlich „Fehler“ machen?)

nein <<———-+———->> ja

17. Gehen wir wertschätzend mit Kindern und Jugendlichen um und arbeiten ressourcenorientiert?
(Nehmen wir ihre Kompetenzen wahr, ermutigen sie und erkennen sie als Expert*innen ihres eigenen Lebens an? Für was gibt es Urkunden/Zertifikate, Aufwandsentschädigungen, eine (Abschluss-)Feier, kostenlose Verpflegung?)

nein <<———-+———->> ja

18. Wie steht es mit dem Briefgeheimnis, Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre oder auf Akteneinsicht?
(Dürfen Kinder und Jugendliche Geheimnisse wahren ohne „tribunalartig“ ausgequetscht zu werden? Wie gelangen welche persönlichen Daten an wen und warum? Dürfen sie ihre Zimmer abschließen, wird vorher angeklopft?)

nein <<———-+———->> ja

19. Nehmen wir die Äußerungen von Kindern und Jugendlichen ernst und arbeiten vorurteilsbewusst?
(Können wir mit einer qualitativen Beziehungsarbeit adäquat auf ihre Bedürfnisse und Forderungen eingehen? Gibt es Raum um Stereotype und Vorurteile der Fachkräfte zu reflektieren? Gelingt es uns, nicht zuschreibend/stigmatisierend zu sprechen und handeln?)

nein <<———-+———->> ja

20. Gelingt es, Grenzen würdevoll, also ohne Machtdemonstration oder Strafandrohung zu ziehen?
(Herrscht eine Verantwortungsethik, die Grenzen aller Menschen respektiert? Haben Kinder und Jugendliche bei Grenzziehungen ein „Recht auf Rechtfertigung“?)

nein <<———-+———->> ja

Kompetenzen der Mitarbeiter*innen:

21. Nehmen wir an Fortbildungen zu Kinderrechten und Beteiligung teil?
(Sind diese einmalig oder gibt es ein fortwährendes Angebot? Organisieren wir die Fortbildungen trägerintern oder einrichtungsübergreifend und tauschen gute Erfahrungen aus?)

nein <<———-+———->> ja

22. Kennen unsere Mitarbeiter*innen beteiligungsfördernde Methoden?
(Wenden wir diese z.B. im Alltag, in Hilfegesprächen und bei Gruppenabenden an? Passen wir die Methoden der jeweiligen Zielgruppe und deren Lebenswelt an?)

nein <<———-+———->> ja

23. Führen wir aktivierende Beteiligungsprojekte mit Kindern und Jugendlichen durch?
(Organisieren wir mit ihnen z.B. Kiezdetektive, Zukunftswerkstatt, Medienprojekte? Beteiligen wir sie an deren Planung, Durchführung und Auswertung?)

nein <<———-+———->> ja

24. Gibt es Freiräume für Kinder und Jugendliche und werden sie zur Selbstorganisation ermutigt?
(Unterstützen wir sie dabei, eine konstruktive Gesprächs- und Streitkultur zu entwickeln sowie sich für ihre eigenen Belange zuständig zu fühlen?)

nein <<———-+———->> ja

25. Beteiligen wir auch sehr junge Kinder, bzw. Kinder mit denen wir keine gemeinsame Sprache zur Kommunikation teilen?
(Kann dies z.B. über Mimik, Gestik, Spiel, Kinderzeichnungen oder bei Säuglingen über eine Interaktionsbeobachtung geschehen?)

nein <<———-+———->> ja

Einrichtungsstrukturen:

26. Sind kontinuierliche Beteiligungsgremien innerhalb der Einrichtung vorhanden, z.B. Gruppensprecher*innen, einen Kinderrat oder ein Kinderplenum?
(Stellen wir diesen Gremien Ressourcen oder gar ein eigenes Budget zur Verfügung?)

nein <<———-+———->> ja

27. Haben wir ein effektives Beschwerdeverfahren?
(Wissen Kinder und Jugendliche an wen sie sich wenden können und vertrauen sie diese, möglichst unabhängigen, Personen? Ist das Beschwerdeverfahren niedrigschwellig eingerichtet und ermutigen auch die Fachkräfte zur Abgabe einer Beschwerde auch wenn dies am Stolz kratzt?)

nein <<———-+———->> ja

28. Evaluieren Kinder und Jugendliche regelmäßig unsere Einrichtung und unsere Dienstleistungen?
(Verwenden wir aktivierende Feedback-Methoden, nicht nur schriftliche Umfragen? Führen ggf. anonyme Rückmeldungen zu tatsächlichen Veränderungen/Verbesserungen?)

nein <<———-+———->> ja

29. Informieren wir Kinder und Jugendliche über weitere Beteiligungsmöglichkeiten im Bezirk und im Sozialraum?
(Pflegen wir Kontakte z.B. zum Bezirksschüler*innenausschuss, Kinderbüro, Jugendparlament, zur Spielplatzkommission…? Unterstützen wir sie, daran teilzunehmen, z.B. anhand von Fahrdiensten?)

nein <<———-+———->> ja

30. Herrscht eine demokratische Alltagskultur in unserer Einrichtung?
(Sorgen wir für eine partizipative Einrichtungsatmosphäre? Haben auch Mitarbeiter*innen transparente Beteiligungsstrukturen beim Träger? Setzen wir uns gemeinsam für eine demokratische Gesellschaft ein?)

nein <<———-+———->> ja