Zukunftswerkstatt
Ziel: Die Fantasie wird gemeinsam in einer Gruppe angeregt um mit neuen Ideen sozialräumliche oder gesellschaftliche Probleme zu begegnen.
Zielgruppe: junge Menschen (bereits ab Kita-Alter), Eltern, Sorgeberechtigte, Fachkräfte
Voraussetzungen/Barrieren: Sprachkenntnisse, Mobilität
Zeitrahmen: 3 Stunden bis 3 Tage (je nach Thema und Anzahl Teilnehmende)
Materialien: Moderationskoffer, mehrere Stellwände/Pinnwände und Flipcharts, Verpflegung, weitere Materialien je nach Kontext
Quelle: Angelehnt an: „Zukunftswerkstatt“, online: Wikiipedia (Stand: 27.08.2022): https://de.wikipedia.org/wiki/Zukunftswerkstatt
Die Zukunftswerkstatt ist eine von den Zukunftsforschern Robert Jungk, Rüdiger Lutz und Norbert R. Müllert begründete Methode, die Phantasie anzuregen, um mit neuen Ideen Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu entwickeln.
Zukunftswerkstätten sind als Ergänzung zur staatlichen Planung gedacht und als Projekt zur Ermächtigung von denjenigen, die von Planung betroffen sind. Menschen sollen so vom Objekt der Zukunftsplanung zum Subjekt dieser Planung werden und sich ausgehend vom lokalen Handlungskontext größere Handlungsräume erschließen. Das Motto lautet: „Betroffene zu Beteiligten machen.“
Eine Zukunftswerkstatt lässt sich überall dort einsetzen, „wo Menschengruppen Probleme haben, bei denen sie mit herkömmlichen Mitteln nicht weiterkommen“. Erfahrungen zeigen, dass sie für Teilnehmer*innen jeden Alters (von Kindergartenkindern bis Senior*innen) und jeden Bildungsstandes (von arbeitslosen Menschen ohne Ausbildung bis zu Wirtschaftsmanager*innen) geeignet ist. Geschätzt wird sie besonders bei Teilnehmer*innen, die wenig Erfahrung mit Prozessen der kreativen Entscheidungsfindung haben, wie beispielsweise Kinder oder Jugendliche. Die zielgruppenspezifische Anwendung bedarf einer intensiven Vorbereitung und Betreuung durch geschulte Moderator*innen.
Anwendungsgebiete:
Das Spektrum der Zukunftswerkstatt reicht unter anderem von Lernwerkstatt, Problemlöse- und Ideenfindungswerkstatt, Strategiewerkstatt bis hin zur Kommunikationswerkstatt. Sie ist eine Methode, die sich im Rahmen einer bestimmten Fragestellung um Ideensammlungen und Problemlösungen bemüht. Gemeinsam werden Zukunftsentwürfe, Ziele und Maßnahmen für Organisationen entwickelt. Die Anwendung beschränkt sich meist auf regionale Prozesse und wird von Gemeinden, Lokalverwaltungen u.a. benutzt. Die Zukunftswerkstatt ist damit auch ein Bürger*innenbeteiligungsverfahren.
Sie wird z.B. in der Stadtplanung eingesetzt, um die Bürger an bestimmten Planungen zu beteiligen, oder in der Organisationsentwicklung, um Mitarbeiter auf gemeinsame Ziele und Werte zu einen.
Die Hauptziele der Zukunftswerkstatt sind Zugänge zu Lösungen finden, die die Teilnehmenden zuvor vergeblich suchten. Das Thema gilt es perspektivistisch und klar zu durchdringen (neue Sichtweisen gewinnen), ein Gefühl für die Zukunft zu entwickeln (Persönlichkeit rückt in den Mittelpunkt) und Selbsterfahrung zu machen (Abbau von Ängsten vor der Zukunft, erlangen von persönlicher Zuversicht, Vertrauen auf die eigene Kraft).
Ablauf:
Die Methode umfasst drei Hauptphasen sowie eine Vorphase und eine Nachbereitung.
Nach der Verwirklichung sollte nach einem vorher bestimmten Zeitraum wieder eine Zukunftswerkstatt zu diesem Thema stattfinden, in der die vorhergehende Zukunftswerkstatt nach den drei Phasen abgehandelt wird. Es entsteht ein Regelkreis, in dem immer wieder kontrolliert wird, ob der Sollwert mit dem Istwert übereinstimmt. Dies wird in der Grundlagenliteratur als Permanente Werkstatt bezeichnet.
Vorphase: Beginnen/Hineinfinden
Hier wird die Gruppe „gegründet“, eine gute Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens geschaffen. Dazu gehört eine ungezwungene Gruppenstimmung zu begünstigen, die thematischen Interessen auszuloten und methodische sowie zeitliche Planung der Zukunftswerkstatt offenzulegen.
Phase 1: Beschwerde/Kritik
Hier werden von den Teilnehmenden Unmut, Kritik, negative Erfahrungen zum gewählten Thema geäußert. Dies sollte möglichst frei von Zwängen sein. Es geht dabei weniger um eine Analyse der Probleme als um eine Bestandsaufnahme für die Weiterarbeit. Es bietet sich ein Brainstorming auf Kärtchen an, die dann, wie bei der Moderationsmethode, nach Themen geordnet werden. Ziel dieser Phase ist es, Ärger, Wut und Enttäuschung loszuwerden und damit frei für kreatives, phantasievolles und konstruktives Arbeiten in den Phasen 2 und 3.
Phase 2: Phantasie/Utopie
Hier ist die Kreativität jedes einzelnen gefragt. Teilnehmende soll das Utopische denken. Ein Anfangssatz wäre z.B.: „Es wäre schön, wenn …“. Sätze wie „Das ist doch unmöglich!“ sind dabei unbedingt zu vermeiden. Hier darf und soll fantasiert werden. Es bietet sich wieder ein Brainstorming auf Moderationskarten an, die dann, wie bei der Moderationsmethode, nach Themen geordnet werden.
Phase 3: Verwirklichung/Praxis
Hier werden die ersten beiden Phasen verknüpft. Es muss abgeschätzt werden, was realisierbar ist. Es bieten sich eine Gruppenarbeit und die Hinzuziehung qualifizierter Fachleute an. Andere Moderationsteams verzichten auch hier bewusst auf externe Fachleute, sondern sehen die Teilnehmenden selbst als Expert*innen in der Sache an. Verschiedene Verfahren zur Projektplanung, zur Durchsetzung von (gesellschaftlicher) Veränderung und zur Qualifizierung in der Anwendung zyklischer Gruppenprozesse können hier eingeübt werden.
Nachbereitungen
Den (vorläufigen) Abschluss gestaltet die Moderation. Die Ziele, Vorgehensweisen und Ergebnisse werden noch einmal kurz zusammengefasst und eingeordnet. Unter der Überschrift: Wie geht es weiter? wird über den möglichen Fortgang der Werkstattarbeit nachgedacht. Gegebenenfalls werden neue Treffen vereinbart. Am Ende geben die Teilnehmer ein Feedback, wie sie die gemeinsame Zeit erlebt haben.
Ursprünglich dauerten Zukunftswerkstätten 2–3 Tage. Da es immer schwerer fällt, Gruppen für einen derart langen Zeitraum zu gewinnen, wurde die Dauer auf 1–1,5 Tage verkürzt. Fallweise werden auch Kurz-Zukunftswerkstätten über einen Halbtag durchgeführt.
Anmerkungen:
In der Robert Jungk Bibliothek für Zukunftsfragen lassen sich vielfältige Materialen über die Zukunftswerkstatt herunterladen: https://jungk-bibliothek.org/zukunftswerkstaetten