Ziel: Durch den Rollentausch werden die Teilnehmenden mit den Perspektiven und Erlebnissen anderer Menschen oder Gruppen vertraut, die institutionell über weniger Macht verfügen. So können festgefahrene Bilder und Stereotype des Gegenübers in Frage gestellt und verändert werden.
Zielgruppe: Eltern, Sorgeberechtigte, junge Menschen (ab etwa 5 Jahren), Fachkräfte
Voraussetzungen/Barrieren: keine
Zeitrahmen: zwischen einer Stunde und einen Tag
Materialien: Alltagsgegenstände
Quelle: Philip Meade, Stand: 16.07.2022


Hintergrund:

Der Rollentausch ist eine Methode, die in unterschiedlicher Form in vielfältigen Therapieansätzen, im Psychodrama und im Coaching eingesetzt wird. Meist geht es dabei darum, durch einen Perspektivenwechsel, die Empathie für andere Personen zu fördern und folglich, zwischenmenschliche Konflikte zu lösen. In dieser abgewandelten Methode geht es zwar um ähnliche Ziele, jedoch nicht in einem therapeutischen Rahmen.

In Institutionen, wie der Familie, der Jugendhilfe oder einer Jugendeinrichtung haben gewöhnlich Erwachsene das Sagen. Vielfältige Machtdynamiken ergeben sich hieraus, wie z.B. das Aufbäumen gegen Anweisungen oder das Verschweigen von Bedürfnissen. Um diese Dynamiken aus der Perspektive junger Menschen besser zu verstehen, kann beispielsweise ein „Rollentauschtag“ angekündigt werden. An diesem Tag sind die jungen Menschen die Bestimmer*innen, die Erwachsenen müssen sich ihnen unterordnen.

Ablauf:

Vorab sollte geklärt werden, wer beim Rollentausch mitmacht und welche Sicherheitsregeln dabei nicht überschritten werden dürfen. Dem Rollentausch sollte einen Zeitrahmen gegeben werden, etwa einen ganzen Tag, nur eine Stunde oder einen regelmäßigen Termin, etwa wöchentlich oder monatlich. Gegebenenfalls werden die Gruppen der Erwachsenen von den jungen Menschen in ihre Rollen eingewiesen und umgekehrt.

Bei der Durchführung sollten sich die teilnehmenden jungen Menschen sowie die Erwachsenen strikt an ihre (getauschten) Rollen halten. Dies ist oft viel schwieriger als gedacht! Meist macht es aber allen Beteiligten großen Spaß. Viele Aha-Erlebnisse stellen sich ein.

Nachbereitung:

Bei einer Nachbereitung gilt es, gemeinsam zu reflektieren, wie Machtverhältnisse auf den institutionellen Alltag auswirken und welche Konsequenzen diese auf zwischenmenschliche Beziehungen haben. Wo entsteht z.B. Nachahmung, Unterordnung oder Widerstand? Auch für die jungen Menschen ist es häufig interessant zu spüren, wie die Erwachsenen selbst in institutionellen Machtverhältnissen eingebunden sind, auf denen sie wenig Einfluss haben.